
Das Wetterhorn von Grindelwald aus gesehen ist in meinen Augen einer der ästhetischsten und majestätischsten Berge der Alpen. 2018 konnte ich das erste Mal diesen stolzen Gipfel mit Ski besteigen, die Trilogie war aber auch damals schon im Hinterkopf. Bei den angetroffenen Wetterverhältnissen waren wir jedoch froh, dass wir das Wetterhorn alleine besteigen konnten. (Siehe Bild unten)

Am 24 März 2019 war ich bereits am Wetterhorn mit der Idee zumindest das Mittelhorn mitzunehmen. Am Gipfel des Wetterhorns plagte mich jedoch Fieber, so dass ich die Tour beendete und das Mittelhorn mit meinem Bett tauschte.
Eine Woche später sollte es nun soweit sein, die Trilogie anzugehen. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, der Neuschnee der vergangenen Woche würde noch bessere Verhältnisse versprechen und die Akklimatisation war nach der Dufourspitze einen Tag zuvor definitiv abgeschlossen. Mit Jakob hatte ich noch einen motivierten Partner gefunden, Christine würde ebenfalls mit von der Partie sein, jedoch primär mit dem Ziel, das Wetterhorn zu besteigen.
Nach kurzweiliger Anfahrt von Luzern sind wir um 06:30 Uhr in der Dämmerung vom Parkplatz in Rosenlaui gestartet. Auf guter Spur kommen wir schnell voran, das letzte Stück im Wald lässt sich mit Harscheisen einfacher bewältigen. Wir folgen dem Sommerweg der Dossenhütte und erreichen entlang der Moräne nach gut einer Stunde bereits das Colouir. Dieses lässt sich wie eine Woche zuvor problemlos mit Ski erklimmen und nach einigen Spitzkehren betreten wir nach 1:50 h bereits den Rosenlauigletscher. Die Morgenstimmung ist fantastisch, Zeit für Sonnenbrille und -creme bevor wir uns zügig weiter in Richtung Wellhornsattel aufmachen.
Nach 2:50 h erreichen wir diesen, machen eine kurze Verplfegungspause und folgen der Spur Richtung Wettersattel. Jakob hatte bis anhin ein zügiges Tempo vorgelegt, jetzt schien ihm die Höhe doch zuzusetzen. Am Wettersattel wechselten wir auf Steigeisen, Jakob nahm die Ski mit zum Gipfel. Bei perfekter Spur erreichten wir zügig den höchsten Punkt des Wetterhorns auf 3692m. Während andere hier den Kocher auspackten um sich einen Kaffee zu genehmigen hielten wir uns nur kurz auf und machten uns nach 15 Minuten wieder auf den Weg zum Skidepot.
A U F Z U M M I T T E L H O R N
Nachdem die Nordwestflanke des Mittelhorns abgeblasen war blieben wir bei den Steigeisen und machten uns mit aufgebundenen Skis direkt weiter auf den Weg. In guter Spur folgten wir der Flanke bis wir den Westgrat Westgrat auf ca. 3630m erreichen. In einfacher Blockkletterei gelangt man bald auf den Gipfel des Mittelhorns, dem letzten Gipfel der Wetterhörner, den ich bis dahin noch nicht erklommen hatte. Das Panorama war einmalig, der Westgrat präsentierte sich zudem äusserst fotogen.
Nach kurzer Pause folgten wir dem Nordgrat einige Höhenmeter bis sich rechts das Abfahrtscolouir zeigt. Steigeisen wurden gegen Ski getauscht und bei besten Verhältnissen sausen wir die 45 grad Steile Flanke hinab. Ein kurzer Gegenanstieg brachte uns in den Sattel auf 3505 m dem eine weitere Abfahrt auf der Südseite des Rosenhorns folgte. Ein paar Spalten ausweichend gelangten wir direkt unter die Südflanke in der bereits eine Aufstiegsspur in Richtung des auffälligen Colouirs zog. Die Hitze machte nun allen etwas zu schaffen, das Colouir verlangte zudem eine ausgefeilte Spitzkehrentechnik bevor die letzten 50 m zu fuss bewältigt wurden.
Anschliessend ging es dann mit Ski bis zum Skidepot auf 3620m. Der Blockgrat zum Gipfel des Rosenhorns war dann reiner Genuss. Nach 6:40 hatten wir den letzten Gipfel im Sack.
Nach ausgiebiger Gipfelrast und einigen Fotos machten wir uns an den Rückweg, endlich durfte Ski gefahren werden. Jakob gönnte sich hier noch eine etwas steilere Abfahrtvariante. Die Abfahrt war dann der absolute Oberhammer, oben Pulver zwischen riesigen Eisblöcken, unten dann bester Frühlingsschnee. Die wenigen Tragepassagen waren schnell überwunden und nach genau 7:57:57 h erreichte ich die Strasse im Rosenlaui.
F A Z I T
Was für eine Tour, definitiv eine der besten Skitouren die ich je gemacht habe. Natürlich braucht es eine entsprechende Kondition, sind es doch knapp 3000 hm. Doch wer das Wetterhorn erreicht hat, dem fehlen nur mehr knappe 600 hm. Diese sind unglaublich lohnend. Nette Kletterei, steilere Abfahrten und ein bombastisches Panorama sind die Belohnung. Die Abfahrt durch die Gletscherbrüche ist dann noch das Sahnehäubchen. Überzeugt?
Übrigens ist diese Tour eine Prüfung fürBergführer mit der Massgabe, unter 12 Stunden durchzukommen...
Weitere Berichte
Route facts:
2950hm, 26 km, UIAA II.
Material:
4 m Reepschnur
1 Riegel
Salomon xAlp Ski mit ATK EVO World Cup Bindung, Harscheisen