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Auf zum Stachelschwein - Triglav 2864m


Das an der grossen Zinne Erlebte musste ich erst einmal verarbeiten. Dementsprechend gemütlich fuhr ich via Lienz nach Slowenien, wo ich im Dunkeln einen perfekten Schlafplatz fand.

Im Nationalpark ist Campieren verboten und ich hatte wenig Lust, den slowenischen Bussgeldkatalog kennzulernen. Das Wetter für Mittwoch sah mir noch nicht für einen Gipfelversuch passend aus. Stark bewölkt mit regelmässigem Schneefall, nein danke. Dafür herrschten perfekte Fotobedingungen, Zeit also für eine kleine Slowenienrundtour.

Das Land bietet eine gewaltige Natur, die, gerade bei bedecktem Himmel, noch gigantischer wirkt. Am Abend ging es zurück an meinen Schlafplatz von Tags zuvor, diesmal aber mit Lasko Bier und Cevapcici bewaffnet. Wenn schon Slowenien, dann richtig!

Donnerstag - time to push

Nach dem Frühstück ging es ins Vrata - Tal, dessen Ende die eindrückliche Nordwand des Triglav bildet. Gerne wäre ich dort eine Route gegangen, doch bei den aktuellen Schneehöhen war ich froh, würde ich überhaupt den Gipfel erreichen. Daher war für mich klar, dass ich die Prag Route wählen würde. Auch deshalb, weil ich wusste, dass diese gespurt sein würde. Instagram entwickelt sich zum hilfreichen Tool um Verhältnisinfos zu bekommen.

Am Parkplatz angekommen überdachte ich nochmals meine Materialliste. Es ging hin und her, am Ende wechselte ich nochmals den Rucksack und entschied mich gegen 2 paar Schuhe, gegen ein Seil und Steigeisen, aber für einen Eispickel.

Gegen 07:30 gings los, zunächst im Laufschritt das Tal hinter mit wenig Höhengewinn. Dort angekommen zweigt links der Pragweg ab. Nun steiler, mit diversen Eisenstiften bestückt, geht es stück um Stück höher. Auf etwa 1700m gilt es dann einfach kurz eine steilere Stufe drahtseilgesichert zu überwinden.

Garstig karstig

Anschliessend gelangt man über ein Schotterfeld bald hinauf zum P 2100 und damit dem Beginn des Karstfeldes Kotel. Im Sommer ein pures Vergnügen über die Löcher im Laufschritt zu springen. Am heutigen Tag zeigte sich jedoch eine ordentliche Schneeauflage, der Spielplatz hatte sich in eine Festung mit zahlreichen Falltüren verwandelt. Zum Glück hatte es die Spur meiner Vorstreiter von vor 3 Tagen, dennoch brach ich immer wieder bis zur Hüfte ein. Dementsprechend froh war ich, als ich die Hütte auf 2550m erreichte. Die Vorfreude auf den Abstieg hielt sich allerdings in Grenzen...

Keine Steigeisen, kein Problem!?

Die letzten 350 hm versprachen nun nochmal etwas Action, hier würde sich zeigen ob sich meine Materialreduktion rächen würde. Am Beginn des Klettersteiges kamen mir 2 Führerseilschaften entgegen. Die Gäste allesamt mit eiserner Miene. Scheins hatte ihnen der Schnee und die Kälte die gute Laune des Gipfelerfolges schnell wieder vertrieben. Flink passierte ich Sie und wechselte noch kurz 2 Worte mit dem Guide. Er meinte, die gesamte Gruppe hätte die Steigeisen unten am, Einstieg deponiert, die Verhältnisse seien perfekt.

Guten Mutes ging es weiter, nach der ersten Felsstufe war der Grat ja Süd-ostseitig exponiert, das versprach weniger Schnee. Nach einer Querung und damit Wechsel auf die Südseite galt es eine 40 Grad steile Schneeflanke hinaufzusteigen. Trotz vorhandener Spur eine heikle Stelle, vor allem für den Abstieg. Hier wären Steigeisen kein Luxus gewesen, aber für den Abstieg würde ich mir zur Not das Seil ausgraben, falls der Schnee zu weich würde.

Anschliessend ging es in genüsslicher Kraxelei immer dem Seil entlang hinauf zum Mali Triglav. Hier war entweder eine gute Spur im Trittschnee vorhanden oder der Fels schneefrei. Bald erreichte ich auch den Mali Triglav und ein unglaubliches Panorama tat sich auf. Es schien als wären allen umliegenden Gipfel in den Wolken, nur eben der Triglav nicht. Manchmal braucht man einfach das gewisse Quäntchen Glück.

Weiter ging es auf wunderbar exponiertem Grat, mein Lieblingsgelände...

Nun war es nicht mehr weit, nach weiteren 10 Minuten Stand ich am höchsten Punkt Sloweniens. Allein. Bei strahlend blauem Himmel.

Nicht auszumalen wieviele Menschen im Sommer diesen kleinen Flecken füllen. Wieder einmal lohnt es sich, in den Randzeiten unterwegs zu sein. Nach kurzer Rast ging es flink wieder hinab. Die steile Schneeflanke entpuppte sich als einfacher zu begehen als befürchtet, auch das Karstfeld konnte ich schnell überqueren. Am Ende von diesem drehte ich mich nochmals zum Triglav um und sagte: Danke!

Fazit:

Der Triglav ist ein spannender Berg! Im Sommer mag das hier sicher einer Völkerwanderung gleich kommen, auch weil jeder Slowene mindestens einfach im Leben da oben gestanden sein sollte. Bei frühwinterlichen Verhältnissen zeigt sich ein anderes Bild. Aber ein sehr lohnendes. Es braucht gewisse alpinistische Fähigkeiten, dank der Seile ist der oberste Abschnitt jedoch mustergültig entschärft. Prädikat lohnenswert. Wer sich im Schnee mit Turnschuhen nicht ganz wohl fühlt, dem sei die Mitnahme von Steigeisen empfohlen.

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