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Auf den Esel gekommen - Gran Paradiso 4.062m


Was soll denn das für ein Titel sein, mag sich der ein oder andere Leser fragen. Gran Paradiso und Esel? Der Zusammenhang war mir auch nicht klar, bis ich im Rahmen meines Projektes ins Aostatal fuhr.

Als im am Montag abend am Parkplatz in Pont ankam, herrschte friedliche Idylle. Camping zu, Hütte zu, Menschen anderswo.

Meine 2 Kollegen, die mit mir den Gipfel anvisierten, würden erst am Dienstag abend kommen. Zeit für mich ein wenig die Gegend zu erkunden. Aber zuvor brauchte es etwas Schlaf, die ewigen Kurverei von Slowenien hierher war ziemlich anstrengend gewesen.

5 Esel und ich

Als ich am nächsten Morgen etwas verschlafen meine Bustüre öffnete schauten mir 2 neugierige Esel entgegen. So nach dem Motto, hey, hier ist es ***kalt, können wir uns bei dir aufwärmen?

Ich lehnte dankend ab und machte mich auf den Weg zum Refugio Vittorio Emanuele um die Verhältnisse auszukundschaften.

Nach 52 Minuten erreichte ich die Hütte, unterwegs hatte sich Petrus in Aprilmanier ausgetobt. Von Platzregen über Nieselregen und Sonnenschein hatte ich alles erlebt.

Auffi muass i

Schnurstracks passierte ich die Hütte und folgte einer auffälligen Moräne nach oben. Auf etwa 3000m fiel mir auf, weder rechts noch links sah es nach Gran Paradiso aus. Ein Blick auf die Karte ergab, falsches Tal, an der Hütte wäre es links gegangen. Das kommt davon wenns immer nur auffi gehen soll...

Im Augenwinkel sah ich bereits die nächsten Regenfront herannahen, für ein Routenstudium würde mir keine Zeit mehr bleiben, wollte ich trockenen Hemdes wieder unten ankommen.

Das Wetterradar zeigte mehr oder minder Dauerregen für die nächsten Stunden, erst gegen 5 sollte es aufreissen die Bahn frei für ein paar perfekte Bergtage machen. Die Esel waren wenig begeistert vom Wetter...

Ins Blaue!

16:40 Uhr. Wie angekündigt verzogen sich die Wolken und machten den Blick frei für strahlend blauen Himmel. Nachdem sich meine Kollegen erst für 20 Uhr angekündigt hatten wollte ich die Zeit für einen weiteren Lauf zur Hütte nutzen und zusehen, dass ich doch noch ein Blick auf den Berg erhaschen könnte. Diesmal mit Minimalgepäck erreichte ich bereits nach 49 Minuten die Hütte und gelangte von dort rasch zur Moräne, von welcher ich einen idealen Blick auf den Berg bekam. Der Gletscher sah ähnlich aus wie auf den Instagram Bildern von vor wenigen Tagen, der Plan schien aufzugehen.

Nach Rückkehr zum Auto und kurzer Katzenwäsche (mehr ist bei 5 Grad Wasser- wie Aussentemperatur nicht drin) genossen wir bei ein paar Tegernseer Spezial Bieren den Herbstabend.

Nächster Halt: Top of Italy

Nach kurzer gerader Strecke ins Tal ging es steil Richtung Hütte hinauf. Nach etwa 200 hm kamen uns die Esel etwas verstört entgegen. "Ihr schon wieder, was wollte Ihr denn hier um diese Zeit!?"

In endlosen Serpentinen erreichten wir pünktlich zum Sonnenaufgang die Hütte und machten uns sogleich weiter auf den Weiterweg.

Über des Esels Rücken

Der Gletscher sah mir am Vortag arg schneebedeckt aus, daher wollten wir über den Eselsrücken (welch lustiger Zufall) aufsteigen und so den Gletscherkontakt auf die letzten 300 hm reduzieren. Für die Blockwühlerei wurden wir mit einem fantastischen Panorama der Mont-Blanc-Gruppe, Ecrins-Massiv und Italien belohnt.

Auf 3700 m war es Zeit, die Running-Schuhe gegen Bergschuhe zu tauschen und die Steigeisen zu montieren. Der Gletscher hatte die Spuren der Sommerbergautobahn noch nicht verwischt, somit hatten wir leichtes Spiel am Gletscher.

Blieb nur mehr die Frage, wie sich der Bergschrund präsentieren würde. Die Spuren der Sommerautobahn waren auch hier noch gut zu sehen, jedoch fehlte die Leiter, die Gewährleistet, dass im Sommer der höchste Punkt Italiens in Scharen erklommen werden kann.

Hochgeschraubt!

Etwas weiter links fanden wir eine gute Möglichkeit den Schlund zu passieren und 3 Eisschrauben später erreichten wir im Pulverschnee den Gipfelaufbau. Der Wind hatte hier ganze Arbeit geleistet.

Nach kurzer Kraxeleinlage und einem Balanceakt auf einer exponierten Leiste konnten wir die berühmte Madonnenstatue auf 4062m umarmen.

Top of Italien, und das ganz alleine. Unglaublich dass man das überhaupt erleben kann. Hochtouren im Oktober, doch nicht so verkehrt!

Der Abstieg gestaltete sich deutlich einfacher. Diesmal nahmen wir die Direttissima über den Gletscher hinab und gelangten rasch zurück zum Schuttfeld. Für den Aufstieg hätte dies eine Menge Zeit erspart. Aber mei, hinterher ist man immer schlauer.

Und die Esel? Die waren verschwunden als wir zurückkamen. Genug gesehen von diesen komischen Bergtouristen, die einem weder Futter noch warmen Unterschlupf bieten...

Fazit: Das Gran-Paradiso-Massiv ist ein schöner Flecken Erde, zur Saison spielen sich hier jedoch mutmasslich ähnliche Szenen ab wie am Grossglockner (siehe Bericht). Aber es gibt viele andere schöne Berge hier, die sicher nicht so überlaufen sind, aber nicht weniger lohnend. Als Beispiel sei hier die Grivola (3.964m) genannt, welche über die Südostflanke in einfacher Kletterei erklommen werden kann.


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