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Watzmann Ostwand - ein alpines Puzzle


Wàhrend unserer Ferien verbrachten wir einige Tage in Berchtesgaden. Nachdem ich mir gleich zu Beginn die Watzmannüberschreitung sowie den Hochkalter jeweils als flotte Halbtagestour gegönnt hatte stiess ich auf die Watzmann-Ostwand. Vor längerer Zeit hatte ich mal davon gehört, vor allem über die hohe Steinschlaggefahr. An eine Besteigung hatte ich jedoch nicht gedacht.

Am Mittwoch sah ich dann auf Instagram, dass Philipp Reiter eine neue Rekordzeit für die Durchsteigung der Wand von unglaublichen 1:52 h hingelegt hatte. Die Verhältnisse schienen wohl perfekt. Schnell fing ich an, mich mit der Wand auseinanderzusetzen und kam zum Schluss, dies sollte als Solotour für mich möglich sein. 2100hm schienen weniger ein Problem, sollte nur mehr die Routenfindung passen. Dank mehreren Fotos sowie dem Topo von bergsteigen.com hatte ich eine gute Idee vom Routenverlauf und machte ich mich mit der Familie von Schönau zu Fuss auf den Weg nach Bartolomä. Über den Rinnkendlsteig eine wunderbare Herbstwanderung. Meine Freundin würde sich via Boot auf den Rückweg machen während ich im Ostwandlager nächtigen würde.

Nachdem alle Touristen abgereist waren blieben nur noch die Wirtsleute sowie die wenigen Ostwandaspiranten. Auf Nachfrage bei der Wirtin, wo ich denn die Schlafmarke bekäme wurde ich flugs zu Wein und Brot eingeladen. 3h und 7 Flaschen Wein später machte ich mich auf halbwegs direktem weg zum Ostwandlager auf. Dank des Weins schlief ich wie ein Stein.

Am nächsten Morgen klingelte der erste Wecker um 04:30 Uhr. Was zur Hölle haben die in der Wand vor, dachte ich mir und schlief weiter. Nachdem die Mehrheit der Aspiranten weg war stand ich gemütlich um halb 6 auf. Das frühstück fiel mager aus, ein Müsliriegel würde reichen nach den Massen an Wein vom Vortag. Mein Startpunkt würde der See sein, einfach aus dem Grund, weil ich vom See zum See laufen wollte, einfach über einen kleinen Umweg.

Um Punkt 6 machte ich mich auf den Weg, gemütlich lief ich Richtung Eiskapelle, etwa 500m vor der Eiskapelle gab der Wald das erste mal wieder den Blick auf die gigantische Wand frei. Im Unteren Drittel waren deutlich 3 Stirnlampen erkennbar. Viel Vorsprung hatte sie nicht erhascht, trotz deutliche früherem Aufbrechens.

Nach Ende des Waldes erreicht man ein Schuttfeld, welches mit Steinmännchen markiert Richtung Eiskapelle zieht. Man sollte zeitnah nach rechts Ziehen und die Randmoräne zu erwischen. 2 vor mir gestartete hatten dies missachtet und waren deutlich zu weit links. Somit konnte ich an diesen bereits vorbeiziehen. Nach der Gedenktafel führt ein deutlicher Pfad nach oben, ab 1100m dann immer wieder durch kleine Klettereinlagen unterbrochen. Die Wegfindung gestaltet sich jedoch einfach.

Am Schuttkar fängt der Watzmann von oben an zu leuchten, ein unglaubliches Schauspiel, die Wand wirkt allerdings richtig mächtig und man fühlt sich klein. Das Schuttkar wird zunächst traversiert und am rechten Rand bis auf Höhe 1410 m aufgestiegen.

Dort quert man nach rechts und überklettert im 2 Grat einige plattige Aufschwünge. Oberhalb leitet dann wieder ein deutlicher Pfad nach rechts der uns zu den platteigen Aufschwüngen des 1 Sporns bringt. Einige BH zeigen, dass der Weg richtig ist. Bei Erreichen des 1 Spornes sehe ich links eine vor mir gestartete 4er Gruppe, welche zu weit links aufgestiegen ist.

Oberhalb der Wasserfallwand

Sie sind sichtlich froh, zu sehen, dass eine einfache Querung den weg zur Route ermöglicht. Ich steige weiter, nach einer leichten Linksquerung auf Pfadspuren und anschliessendem Aufstieg über einfaches Gelände zum 2 Sporn. Nun folgt eine plattige Querung, wenig schwierig jedoch mit reichlich Luft unter dem Allerwertesten. Nach dieser erreiche ich schnell die Wasserfallwand., Diese kann in verschiedenen Varianten durchstiegen werden, am einfachsten ist die Querung nach links und dann leicht nach rechts aufsteigend. Am oberen Ende der Wand ist deutlich der rote Pfeil ersichtlich. Ich quere hier zu weit nach rechts, der Weiterweg ist für mich jedoch nicht ersichtlich. Ich stolpere ein wenig in gar exponiertem Gelände herum bis ich schlicht eine grasige Rampe weiter links mit viel losem Gestein erklettere. Mutmasslich bin ich hier ein wenig zu weit rechts geraten. Oberhalb dieser Stelle geht es einfach aufsteigend, immer leicht rechts haltend bis zur Brotzeitweise.

Ausblick von der Brotzeitwiese

Der Weiterweg ist nun relativ klar. Man erklimmt über vielfache Stufen die Gipfelschlucht bis zu einem auffälligem Turm rechter Hand. Dort ist rechts ein Steinmännchen erkennbar. über Steigspuren erreicht man das Biwak auf knapp 2400m. Den folgenden Abzweig nach 70 m links finde ich auf Anhieb, der Altschnee mit Spuren darin vereinfacht die Wegfindung immens. Man gelangt so auf ein schuttbedecktes Band und steht vor einer 5 m hohen Wandstufe. Die direkte Erkletterung entspricht meiner Meinung keinem IIIer, etwas weiter rechts finde ich eine Aufstiegsmöglkichkeit, die allerdings ebenfalls kein IIIer ist. Nun verpasse ich es, nach rechts in die Ausstiegskamine zu ziehen und folge links einem kleinen Sporn. Oben kann ich eine Schlinge am Schlaghaken entdecken sowie darüber eine mittels Bandschlinge errichtete Abseilstelle. Ich erklettere die erste Stufe, allerdings auch hier kein IIIer Gelände und stehe vor einem 5 m hohen Wändchen. Nach genauem Studieren bewerte ich die Kletterei mit mindestens 4a oder schwerer und klettere die davorige Stufe wieder ab. Vorsichtig quere ich nun über schuttbedeckte Bäder zu dem, was ich als Ausstiegskamine identifiziert habe. Und siehe da, in einfacherer Kletterei gelange ich zur letzten Hürde, dem 8 m Wändchen welches mittels A0 Technik einfach überwunden wird. Die restlichen Meter sind dann nur mehr lockeres Steigen mit Handeinsatz und man erreicht den Gipfel der Südspitze.

Fazit: Eine grandiose, wilde Tour. Trotz doch vielen Begehungen sind vor allem ab dem Schuttkar kaum mehr Spuren von Menschen ersichtlich. Wohl auch, weil Steinmännchen regelmässig zerstört werden. Ein alpiner Spürsinn ist ein Muss und grundsätzlich gilt, ist das Gelände schwerer als III, ist man sicher falsch. Steinschlaggefahr herrscht vor allem an der Wasserfallwand. Dort quert die weitere Route genau oberhalb, vorsteigende Kletterer können dort leicht ohne Absicht einen kleinen Gruss schicken. Wer den III Grat seilfrei beherrscht wird vor allem Spass in der Wand haben. Ist dem nicht so, kann es schnell nervenaufreibend und lang werden. Angemerkt sei, dass durch die Exposition eine immense Hitze aufkommt. Je länger man in der Wand ist, desto mürber wird man. Und der Abstieg ist lang, egal ob über Watzmannhaus oder Wimbachgries. Trotz zwei kleinen Verhauern und vielen Fotos benötigte ich unter 5 h vom See bis zum Gipfel, mit genauer Routenkenntnis geht das problemlos 1h schneller. Für den Abstieg sind dann nochmals 2-3 h zu veranschlagen. Nach exakt 8h war ich wieder in Schönau am Königssee. Wie Philipp Reiter gezeigt hat geht dies bedeutend schneller. Wer die Route genau kennt kann aus meiner Sicht prinzipiell auf Seil und Gurt verzichten.

Material:

Topo (www.Bergsteigen.com)

Uhr mit Höhenmesser

Mobiltelefon

Zustiegsschuhe

Windjacke

Handschuhe

30mm Radline von Petzl

Leichtklettergurt und 6 m Reepschnur, 2 Karabiner. 1 Express.

1 Schlinge a 120 cm.

1,5l zu Trinken

Müsliriegel

Helm

Kamera (Olympus OMD EM1 Mark II mit Zuiko Pro 12-40mm und Zuiko Pro 40-150mm)

GGf Leichtpickel.

Route facts:

22 Kilometer

2400hm

UIAA III

Zeit: 7-12 h Lake to lake


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