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Dufourspitze - Kalt und weit


Im Rahmen meines Herbstprojektes 2017 wollte ich die 7 Summits of the Alps besteigen. Aufgrund heftiger Schneefälle und abenteuerlichen Verhältnissen auf der Zugspitze, Vorder Grauspitz, Grossglocker sowie Triglav hatte ich eine Besteigung der höchsten Punkte der Schweiz sowie Frankreich gar nicht erst probiert. Zudem war für mich klar, dass Dufourspitze und Mont blanc nur mit Ski bestiegen werden.

Lange Rede, kurzer Sinn, die Dufourspitze galt es noch zu erklimmen. Als ich Ende März einen Verhältniseintrag auf Gipfelbuch.ch sah, begann ich sofort die Tour zu planen. Umso gelegener kam mir, dass ich spontan bereits am Freitag frei machen konnte und somit den Gipfel am Samstag in Angriff nehmen konnte. Dies sollte etwas weniger Andrang bedeuten. Allerdings war die Monte Rosa Hütte aktuell geschlossen, dies würde etwas mehr Tragearbeit bedeuten, da so nur der Winterraum bleiben würde.

L O S G E H T S

Nach der Ankunft in Zermatt und dem Marsch zur Talstation ging es zunächst hinauf aufs Klein Matterhorn. Ein surreales alpines Gewusel das an Heterogenität des Publikums kaum zu überbieten ist. Vom Modepüppchen in High-Heels bis zum hartgesottenen Alpinisten ist alles vertreten. Nach kurzem Fotoshooting auf der Aussichtsplattform machten wir uns auf den Weg Richtung Breithornplateau. Die Wolkenstimmung in Italien war unglaublich und bot eine imposante Kulisse bei der Abfahrt Richtung Schwarztor.

“K L E I N E Z U G A B E”

Bevor es jedoch Richtung Hütte gehen würde wollten wir noch den Pollux erklimmen um uns ein wenig zu akklimatisieren. Der Umweg war marginal und von den Aufstiegsmetern war der Aufwand überschaubar.

Nach dem Skidepot wurden die ersten 200hm in leichtem Blockgelände erklommen. Begehungsspuren gab es dennoch zu Hauf, den Weg zu Verfehlen war schwierig. Dennoch gelang es einem Bergsteigerpärchen die Wegspur zu Verfehlen. Während diese ein lautstarkes Streitgespräch vollführten bahnten wir uns flink unseren Weg nach oben. Auf knapp 4000m gelangten wir schliesslich zur Fixkette. Die glatten Griffe gestalteten die Kletterei anspruchsvoller als ich erwartet hätte. Der nachfolgende Kamin und die Wand zum Gipfelplateau waren dennoch schnell gemeistert. Der Firngrat zum Gipfel war dann purer Genuss, die Wolkenstimmung in Italien war weiterhin fantastisch.

Nach ein paar Fotos machten wir uns an den Abstieg, die Kettenpassage seilten wir ab und erreichten rasch das Skidepot.

S C H W A R Z T O R

Die Schwarztor Abfahrt ist sicher eine der bekanntesten Abfahrten in Zermatt. Durch die Nordseitige Exposition findet sich immer wieder Pulver, dennoch ist eine umsichtige Routenwahl angebracht, führt die Abfahrt doch durch stark zerklüftete Gletscherabbrüche. Auch bei uns galt es den ein oder anderen Abgrund zu umfahren, das Panorama und die Kulisse sind jedoch umwerfend.

Ü B E R R A S C H U N G

Nach dem Auffellen machten wir uns auf den Weg Richtung Monte Rosa Hütte, die Wegstrecke ist doch länger als gedacht, doch mit guter Spur geht es dennoch zügig und nach einer Stunde erreiche ich die Aussichtsterasse der Hütte, die gut gefüllt ist. Ich bin etwas unsicher, denn die Info war ja, die Hütte sei geschlossen. Ich male mir schon die Nacht im Winterraum (12 Schlafplätze…) aus, doch auf Nachfrage erfahre ich, dass die Hütte doch geöffnet ist. Grund war eine kaputte Wasserleitung die nun jedoch repariert wurde. Zwar hatten wir so unnötig viel Gepäck geschleppt, dafür würde es jedoch einigermassen erholsamen Schlaf geben, das würde nicht schaden für die 1900m Aufstieg vom nächsten Tag.

M Ü Ü Ü D E

Der Wecker klingelt um 02:50 Uhr, da soll noch einer sagen Alpinismus hätte keine masochistischen Züge…

Nach ausgiebigem Frühstück treten wir um 03:50 Uhr vor die Hütte und wackeln in die dunkle Nacht hinaus. Dank guter Spur lässt sich der Weg kaum verfehlen, bis zum Gletscher hinauf leisten die Harschesten kurzzeitig gute Dienste. Ab 3500m schlafe ich regelmässig fast ein. Die Höhe und die wenigen Schlafstunden der letzten Wochen fordern ihren Tribut. Dennoch kommen wir gut voran und befinden uns bei Sonnenaufgang bereits auf 3800 Metern. Die Stimmung ist bombastisch, Bilder bringen mehr als Worte…

Nach rund 3:45 erreiche ich das Skidepot, der Wind auf dem Gletscher hatte beim Aufstieg meine Zehen ziemlich eingefroren, doch das Gefühl war vorhanden, von daher würde das schon in Ordnung gehen. Um die Handwärmer und die dicken Handschuhe war ich jedoch beim Aufstieg schon äusserst froh gewesen.

E N D L I CH S O N N E

Nach kurzer Pause und dem Wechsel auf Steigeisen machten wir uns auf den Weg Richtung Westgrat. 50 hm Nach dem Skidepot gelangten wir endlich an die wärmende Sonne, welch eine Wohltat. Zunächst vom Sattel eine 40 grad steile Firnrampe nach oben bevor der erste Felsabschnitt kommt.

In einfacher Kletterei mit fantastischem Panorama erreicht man schnell den zweiten Firnabschnitt welche aus einer erneuten Rampe mit 40° Steilheit besteht. anschliessend nimmt die Exposition der Kletterei merklich zu. Links gähnen 100 meter, rechts bis zu 250 meter Abgrund während man über meist feste Blöcke balanciert.

Nach einer kurzen südseitigen Umgehung folgt eine Scharte. Zunächst muss über einen wackeligen Klemmblock nach Norden (links) traversiert werden. Um den Block zu stabilisieren klemme ich meinen Fuss ein. Anschliessend folge ich einer leicht eisigen Rampe nach oben bevor sich das letzte Hindernis vor dem Gipfel zeigt. Ein 4 meter hoher Kamin welcher mittels Fixseil entschärft ist. Auch dies ist schnell erklettert und um 10:45 Uhr stehe ich gemeinsam mit 2 Franzosen auf dem Höchsten Punkt der Schweiz. Ich gratuliere ihnen zum Gipfel, sie quittieren meinen Erfolg nur mit “You`re crazy, no rope, so crazy”. Meine Begleitung hatte vor den letzten 2 Kletterstellen quittiert, ohnehin waren wir alles seilfrei geklettert. Aus meiner Sicht vertretbar, den Stürzen ist in jedem fall nicht erlaubt.

Um Beim Rückweg nicht wieder hinter den beiden Franzosen (mit Seil) festzuhängen blieb ich nur kurz am höchsten Punkt, schoss ein paar Fotos und machte mich auf den Rückweg. Das abklettern gestaltete sich recht problemlos, auch der Wackelblock war schnell überwunden. Rasch erreichten wir den Firnteil und konnten mit erstaunen beobachten, dass die meisten der anderen Anwärter bereits abfuhren. Da die Silbersattelroute derzeit nicht begehbar war aufgrund schlechter Schneelage hatten diese wohl alle auf einen Gipfelversuch verzichtet. Beim Abstieg zum Skidepot kamen genau noch 2 Seilschaften entgegen, gestartet dürften sicher insgesamt 10-12 sein.

Zurück am Skidepot und kurzer Pause machten wir uns an die lange Abfahrt zurück nach Zermatt. Oben noch komplett abgeblasen liess sich weiter unten noch der ein oder andere Pulverhang finden. Auch die Spalten waren überall gut zugedeckt und so war die Hütte schnell erreicht. Nachdem wir unsere sieben Sachen wieder zusammen gesammelt hatten ging es mit so manchem Stockeinsatz den Gletscher hinab, hier waren so einige grosse Spalten bedenklich weit offen. die Abfahrt durch die Gornerschlucht war dann nochmal ein echtes Highlight, wie in einer Bobbahn ging es durch den Felskanal. Anschliessend dann bald auf der Piste hinab ins frühlingshafte Zermatt.

Fazit: Eine eindrückliche Landschaft mit immensen Dimensionen der Gletscher im Monte Rosa. Dementsprechend weit ist der weg zum höchsten Punkt der Schweiz, aber als Skitour hält sich der Aufwand dennoch in Grenzen. Die Monte Rosa Hütte ist ein Bijou und alleine schon den Weg wert, genau so wie die Schwarztor Abfahrt. Der Westgrat ist zum Ende hin anspruchsvoller als erwartet, er fordert das sichere Klettern im 3 Grad. Fixe Sicherungen gibt es keine. Die Silbarsattelroute ist derzeit kaum machbar, laut Hüttenwart muss eine Spalte abgeseilt werden, dementsprechend wird die Anzahl der Gipfelerfolge sicherlich weniger sein als in den Jahren zuvor und bevor es zum grossen Felsausbruch gekommen ist. Wer also nicht sicher klettert sollte sich überlegen, einen Bergführer zu nehmen oder einen anderen Berg auswählen. Auch mit der Kälte sollte man sich wappnen, ich habe 3 angefrorene Zehen davon getragen, trotz Wärmeeinlagesohle.

Die Höhe hinterlässt ihre spuren...

Materialliste:

4 m Reepschnur

1 Riegel


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