top of page

E I G E R.  W E S T F L A N K E.


P R O L O G

2015 schrieb ich einem Kollegen, ob er am Wochenende Zeit hätte für eine Tour. Er sagte mir ab da er bereits etwas geplant hatte, wollte mit aber nicht verraten was genau. Am Folgetag schickte er mir ein GoPro Foto welches ihn von oben zeigte mit gewaltigem Panorama, darunter die Unterschrift: Eiger

Als ich ihn daraufhin fragte wie es war meinte er, spannende im

Oberen Teil war er mehrheitlich auf den frontal Zacken unterwegs. Es sei durchaus abenteuerlich gewesen, aber er hatte sich mehr über die verrückten Skitouristen echauffiert, welche ihm beim Abstieg entgegen gekommen waren... Ich war mir nicht sicher, was ich verrückter fand. Alleine auf den Eiger oder die Skitourengeher.

Vier Jahre später ist die Befahrung der Eiger Westflanke mit Ski weit oben auf meiner Projektliste, nach vielen Skitouren und alpinen Unternehmungen erscheint mir die Aktion weit weniger verrückt als 2015. Ich bin gar der Überzeugung, dass, die richtigen Verhältnisse vorausgesetzt, eine Besteigung mit Ski im Frühjahr die sicherste Art ist diesen stolzen Berg zu besteigen.

V O R B E R E I T U N G

Neben dem Studium der Route (welche in diesem Fall klar ist) geht es immer darum, die aktuellen Verhältnisse in Erfahrung zu bringen. Einmal mehr erweist sich Instagram hier als nützlich. Nach kräftigem Schneefall hatte ich mich bereits am 13. April auf den Weg gemacht, im Wissen dass das Wetterfenster klein würde. Am Ende hatte es auch für mich nicht gestimmt, so ging ich nur bis auf 2800m und fuhr den unteren Teil ab. Oben sah die Flanke immer noch grauenhaft aus, doch ein Kollege verriet mir, dass eine Besteigung aktuell gut möglich sei.

O S T E R N . . .

Das Osterwochenende ist ja bekanntlich das Ruhigste im Hochgebirge der Berner Alpen, dennoch verirren sich deutlich weniger Alpinasprinanten in die Eiger Westflanke als zu Konkordiaplatz und Co. Beste Voraussetzungen also, sollte nur mehr das Wetter passen. Der Wetterbericht versprach eine mehrheitlich klare Nacht mit Wolken am Morgen und aufklaren im Verlauf des Vormittags.

L O S. G E H T S.

Nach gemütlicher an Nacht in Grindelwald Grund watscheln wir um 07:15 Richtung Bahnstation. Inmitten der Hochtouristen ergattern wir noch einen Platz und verlassen den Rummelplatz um 08:05 Uhr an der Station Eigergletscher auf 2320m. Die Wolken hängen noch dick über dem Eiger Gipfel, bis oberhalb des Seracs ist die Sicht jedoch frei.

Um 08:15 machen wir uns auf den Weg und mit Harscheisen kommen wir rasch voran. Vorbei am Rotstock zieht die Route hier nach rechts und in nun in direkter Falllinie des Seracs nach oben. Ein 5x5 m grosser Block wirkt bedrohlich und lässt die Beine schneller machen.

Nach 1:15 h haben wir die Querung unter dem Gletscher geschafft, eine wahre Erleichterung. Steil ist es immer noch, circa 45 grad und nur mithilfe der Harscheisen geht ein Aufstieg mit Ski überhaupt noch. Auf 3200m wechseln wir die Ski gegen Steigeisen und dank guter Spur kommen wir flink voran. Oberhalb des Gletschers ziehen wir nach links und ziehen ein steileres Colouir nach oben.

Auf 3500m wird der Schnee deutlich weniger, und nach kurzem Überlegen machen wir hier Skidepot. Jetzt kommen die Pickel zum Einsatz. Die Spur ist bis 3700m meist gut, immer wieder kommen jedoch die glatten abwärts geschichteten Platten zum Vorschein und bedingen ein vorsichtiges Steigen. Spätestens jetzt ist klar, warum in jedem Führer die Gesteinsformation des Eigers als unangenehm zu klettern beschrieben werden. Zudem sind wir inmitten einer Wolke, das Ambiente ist dementsprechend grossartig mit bedrohlicher Note. Griffe sucht man meist vergeblich, der Pickel hält auch nur selten da schlichtweg zu wenig Schnee vorhanden ist. Die letzten 100hm sind äusserst mühsam für mich, mein Kollege hat da weniger Mühe. Dennoch kommen wir gut voran und kurz vor dem Gipfel bricht doch tatsächlich die Sonne durch die Wolken.

Es ist wie ein Traum, der in Erfüllung geht. Die letzten Schritte zum Gipfel sind einfach unglaublich. Ich sehe die Bilder vor mir, als Ueli Steck seine 2 Eispickel nach seinem Rekord durch die Nordwand in den Schnee rammt. Die Stimmung ist grossartig, immer wieder geben die Wolken den Blick auf die fantastische Bergwelt preis. Es ist windstill und aufgrund der Wolken haben wir keine Eile.

Nach ausgiebiger Gipfelrast packen wir unsere 7 Sachen zusammen und machen uns an den Abstieg. die ersten 100 hm im Abstieg sind ein Albtraum. Aufgrund zu geringer Schneeauflage mühen wir uns mit den Steigeisen die Westflanke hinab, welche einer Schutthalde gleicht. Immer wieder kommen Steine ins rollen und verschwinden im grauen Nichts. Auf 3700m wird die Schneeauflage besser und so können wir bald unsere Skis im Nebel orten. Endlich kann abgefahren werden, wenn auch ohne Panorama aber durchaus ausreichender Sicht. Anfangs rutsche ich noch zaghaft hinab, doch der harte Schnee ist griffig, kein Blankeis und sei gehe ich rasch ins Schwingen über.

Aufgrund der Wolken hat ein Auffirnen nicht stattgefunden, so halten wir uns nahe der Westflanke um dem Bruchharsch weiter westlich aus dem Weg zu gehen. Auf Höhe des Seracs kommen wir dann dennoch in den Genuss von feinstem Frühjahrsfirn und so ziehen wir unsere Bögen hinab zur Station Eigergletscher.

Die Anschließende Abfahrt nach Grindelwald ist dann Frühjahrskifahren vom Feinsten, erst ab Bäregg ist es reines Wasserskifahren. Nach 1650hm Aufstiegsmetern, 3030m Abfahrtsmetern und 20km schnallen wir die Ski ab und schauen ein letztes Mal zum Eiger zurück. Danke sehr, huscht es über meine Lippen, man sollten jeden Berg mit Respekt behandeln.

Ausrüstung:

Salomon X-Alp 30L Rucksack


845 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Monte Rosa Trek

bottom of page