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Obergabelhorn 4061m


P R O L O G

Nach unserer erfolgreichen Besteigung der Dent Blanche vor einer Woche wollten wir uns einem weiteren 4000er vom Tal aus annehmen. Diesmal sollte es aufs stolze Obergabelhorn gehen, im Sinne der Einfachheit wollten wir uns mit dem Normalweg begnügen anstelle der Überschreitung via Arbengrat.

Start und Endpunkt würde Zermatt sein, somit wieder eine Besteigung by fair means und in einem Zuge. Der Camping Platz bietet sich hier als perfekter Ausgangspunkt an, auch weil der Besitzer einem das Zelt bis zum Mittag stehen lässt wenn man ihm von seinem Plan erzählt. Den Schweizer Nationalferitag wollten wir 2019 auf eine andere Art zelebrieren.

Start um 02:45 am Bahnhof in Zermatt. Während das Dorf noch ausgiebig den schweizer Nationalfeiertag zelebriert (siehe Video) huschen wir durch die menschengefüllten Gassen und biegen bald rechts ab hinauf Richtung Berggasthaus Trift. Der Wanderweg ist nach etwa 200 hm gesperrt, doch trotz fehlender Brücke gelangen wir problemlos über den Fluss und ersparen uns damit einen langen Umweg. Nach einer Stunde erreichen wir Trift und ziehen direkt weiter zur Rothornhütte entlang eines gut markierten Weges. Nach 2:15h stehen wir an der menschenleeren Hütte und deponieren Stöcke und Shorts für später. Ich wechsle hier nun auch auf Bergschuhe und flugs geht es weiter richtung Gletscher. Die Wegfindung gestaltet sich mühsam, eine klarer Wegspur können wir nicht finden und so stolpern wir hinab bis zum Gletscher. Die Temperaturen sind derweil im Keller, Daune macht Laune gilt heute auf jeden Fall. Das Steigeisen anlegen geht dementsprechend auch nicht schneller und gleicht einer regelrechten Fummelei mit den kalten Griffeln.

Nachdem alles sitzt folgen wir eine guten Spur über den Triftgletscher und im Licht der blauen Stunde schreiten wir flinken Schrittes Richtung p3620m. Dort angekommen werden die Steigeisen versorgt und nachdem wir dem Schauspiel der aufgehenden Sonne kurz zugeschaut haben machen wir uns an den aufstieg zur Wellenkuppe.

Ein erster steiler Aufschwung wird links umgangen. Die Wegfindung gestaltet sich hier etwas schwierig, denn wir wollen auf jeden Fall vermeiden in die brüchige Ostflanke zu queren. Hinter dem zweiten Turm finden wir schliesslich ein Fixseil und erreichen anschliessend problemlos die Gratkante welcher wir fortan folgen. Das Gelände wechselt hier von Gehgelände zu feiner Hier Kraxelei. DIe Kletterstellen bieten jeweils Sicherungsmöglichkeiten an fixen Schlingen alle 5 bis 10 Meter und so kommen wir am laufenden Seil gut voran.

Bald erreichen wir ein Plaeteau etwa 40 Höhenmeter unterhalb der Wellenkuppe erreichen diese mit Steigeisen nur wenige Minuten Später. Von hier sieht man zum ersten mal das Obergabelhorn und uns beiden ist klar, da liegt noch einiges an Arbeit vor uns.

Flugs rennen wir den Gletscher hinab, mässigen das Tempo in einem ersten exponierten Gratabschnitt und erreichen wenig später den Gran Gendarm. In genüsslicher Kletterei an festem Fels erreichen wir bald die Fixseile und erklimmen diese in anstrengender Handarbeit. Anschliessend folgt eine traverse nach rechts etwa 10 hm unterhalb des Gipfels des Grand Gendarms und nach etwa 30 metern eine kleine, 4 Meter hohe senkrechte Stufel, welches es abzublättern gilt. Die Griffe und Tritte sind gut, doch ohne Sicht auf diese braucht es etwas Zehenspitzengefühl um sicher nach unten zu kommen.

Anschliessend folgen wir dem ästhetischen Schneegrat der zum Felsigen Finale führt. Mehrere Seilschaften befinden sich bereits im Abstieg während wir uns den Weg nach oben bahnen. Zunächst stetiges 2er Gelände, doch plötzlich stehen wir vor einer 5 Meter hohen, grifflosen Platte welche erklommen werden muss. Wir entscheiden uns, die Steigeisen abzuziehen und die Platte nur mit Bergschuhen anzugehen. Chris nutzt die angrenzende Platte geschickt aus und erreicht flink die rettende Kante auf der linken Seite. Im Nachstieg wird mir klar, wie geschickt Chris das angestellt hat, denn Leisten oder Griffe suche ich vergeblich. Mit einigermassen Mühe und Kraft erreiche auch ich die Kante und anschliessend den Stand. Nun folgt Genusskletterei im unteren dritten Grad bevor es über einen kurzen exponierten Grat dem Gipfel entgegen geht. Der letzte Turm wird nochmals linksseitig sehr exponiert an Untergriffen überklettert und anschliessend erreichen wir problemlos den Gipfel des Obergabelhorns.

Nach kurzer Rast machen wir uns sogleich an den Abstieg wobei wir den Oberen Teil mehrheitlich an 2 Radlines abseilen. Den Schneegrat bringen wir schnell hinter uns und auch am grand Gendarm seilen wir nochmals ab. Der Gegenanstieg zur Wellenkuppe zehrt dann doch ein wenig an den Kräften, gemäss Uhr haben wir bereits 2600hm im Aufstieg absolviert. Im weiteren Abstieg holen wir die anderen Seilschaften wieder ein, dies hilft bei der Wegfindung deutlich obwohl diese nun deutlich einfacher ist als am Morgen. Den Triftgletscher meistern wir dann ohne Steigeisen im Jogging Tempo und erreichen um 12:10 Uhr die Rothornhütte. Endlich können die Shorts angezogen werden und so geht es teils laufend, teils wandernd hinab nach Zermatt wo Kollege Denner bereits mit einem kühlen Bier aufwartet.

Eine tolle Tour auf einen stolzen Berg. Vom technischen her sicher anspruchsvoller als die Dent Blanche, vom Panorama fast noch schöner. Daumen hoch und eine klare Empfehlung! Als Tagestour dann doch ganz schön lang…

Material:

2 x Leichtpickel Petzl Gully

Diverse Schlingen

Foto Equipement:

Sony A7 II mit Zeiss 24-70mm f4.0 IS

GoPro Hero 7

Video

Karte


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