top of page

B L ÃœE M L I S A L P H O R N | Traverse



Die Blüemlisalpkette strahlt in der Ferne wenn man auf dem Weg nach Kandersteg den Blick nach links schweifen lässt. Die Überschreitung vom Morgenhorn über die Wyssi Frau zum Blüemlisalphorn zählt zu den grossen Gratklassikern des Berner Oberlandes und aus meiner Sicht zu den schönsten Firnrouten der Alpen. Bereits im Juni wollte ich diese Überschreitung angehen, einmal fand ich keinen Partner, ein anderes mal machte uns die Wettervorhersage einen Strich durch die Rechnung. Da ich das Wochenende vom 18. Juli arbeiten musste hatte ich am Dienstag frei und Damian hatte Lust und Zeit mitzukommen, trotz der Tatsache dass er einen Tag zuvor die FKT am Nadelgrat gejagt hatte. Er würde einfach nicht so flink sein, das sollte mir nur recht sein…


Nachdem ich Damian in Spiez abgeholt habe fahren wir nach kurzem Zwischenstopp bei Lidl ins Kiental, welches zu den schönsten Orten des Berner Oberlandes zählt.

Die Strasse hinauf zur Griesalp wird tatsächlich von einem Postauto befahren und gilt als die steilste Busstrecke Europas. Die Kurven verlangen tatsächlich ein gutes Augenmass für das eigene Gefährt und am Ende gelangt man durch eine steinerne Schlucht zur Griesalp. Kurz hinter Dieser beginnt die mautpflichtige Strasse (15 CHF, Münzen), welche hinauf zur Bundalp führt. An der oberen Bundalp schlagen wir unser Nachtlager auf, nach kurzer Diskussion mit dem Alpwirt dürfen wir auf dem obersten Parkplatz nächtigen, das spart uns immerhin 100hm am Morgen.


Morgenstund hat…

Kaffee und Nutella im Mund, ob`s dann Gold wird werden wir noch sehen. Damian ist zumindest beim Frühstück noch bettpflichtig und hofft auf den Ernergieschub durch ein Frühstück in der Horizontalen. 3:30 Uhr ist eben nie eine freudige Zeit zum Aufstehen. Zache Sache, dieses Bergsteigen.


04:04 Uhr

Zu dieser Zeit machen wir uns auf den Weg hinauf zur Blüemlisalphütte und gemächlichen Schrittes schlürfen wir den Wanderweg empor. Die blaue Stunde taucht die Landschaft in einen violetten Schein, nur die Wolken könnten weniger sein…


Die Hütte erreichen wir nach 1:11 h und Damian verkündigt offiziell, er sei heute „nöd a so fit“. Janu, der Berg ruft, er hört’s vielleicht einfach noch nicht und die 2000hm werden wir schon noch schaffen.


Von der Hütte gelangen wir in 5 Minuten zum Gletscher und mit den gezackten Freunden an den Füssen wandern wir diesen hinauf. Der Büsserschnee hilft in keiner Weise, den Rhythmus zu finden, die Spaltenhopserei nach 100 Höhenmetern trägt ihr Übriges dazu bei. Immherin die Wolken haben sich kurz verzogen, auf den Wetterbericht muss man derzeit so oder so kaum vertrauen.


Endlich auffi

Bald erreichen wir den Beginn des Nordostgrates des Morgenhorns wobei die Route durch dessen Nordostfllanke führt. Anfangs findet sich noch eine Spur, doch bald weicht diese einer dünnen Firnauflage mit Blankeis darunter. So steigen wir auf Frontzacken den ersten Aufschwung empor. Der Gipfelaufschwung selbst ist dann bis zu 45 Grad steil auf etwa 150hm. Wir sind wenig risikofreudig heute, auch aufgrund des abenteuerlichen Wetters das zwischen Whiteout und Sonnenschein wechselt und beschliessen den Teil zu schrauben. Ein Bergschrund wird mit beherztem Schritt überwunden und in 2 Seillängen überwinden wir die eisige Passage.



Runter wollte ich da nur ungern, also hoffe ich auf eine Wetterbesserung und dass der Wetterfrosch falsch liegt, denn der sagt für 10 Uhr möglichen Regen an. Naja, ist ja erst 7 Uhr. Wir folgen der wiedergefundenen Spur bis diese aufhört, das muss dann wohl der Gipfel sein. Im Whiteout bleiben wir hier nicht lange, machen kehrt und trotten Richtung Westen.


Der Grat wird hier auch bald ziemlich schmal und auf einmal bin ich froh um das miese Wetter, so nimmt man immerhin die Exposition nicht so wahr. Die Spur ist mehrheitlich gut, dennoch, nach joggen ist uns beiden nicht, konzentriert gehen ist angesagt.



Bald kommen wir mit dem Fels in Berührung, der hier, wie am Eiger abwärtsgeschichtet ist. Es braucht jedes mal ein paar Minuten bis man mit dem jeweiligen Fels vertraut ist, so auch hier. Doch sobald man den Haftungsgrad der Steigeisen auf dem Fels getestet hat macht die Kletterei durchaus Spass. Luftig ist sie jedoch auch, und der Fels in den Abkletterpassagen zum Teil nicht über jeden Zweifel erhaben. Also besser prüfen als den Fels in der Hand halten.


Die Fels und Firnpassagen bilden ein stetiges Wechselspiel und nach der Wyssen Frau folgen noch zwei bis drei steilere Felschaufschwünge. Diese sind jedoch jeweils gutgriffig und die zahllosen Eisenstangen erlauben mehrheitlich eine Sicherung.




Immer wieder reisst die Wolkendecke auf und die Stimmung lässt mein Fotografenherz höher schlagen. Damian ist sichtlich froh darum, denn wie ich bei unserer Weissmiestour leidet er heute, das erlaube ich mir zu behaupten, wie ein Hund. Dem Spass tut das immerhin keinen Abbruch und so schreiten wir gemütlich dem Blüemlisalphorn entgegen.



Nach nur kurzer Gipfelpause machen wir uns an den Abstieg. Was zunächst steil aussieht entpuppt sich als einfache Firntreppe und bald erreichen wir den Felsteil. Die Steigeisen landen dafür im Rucksack und entlang der Stangen oder etwas rechts davon nähern wir uns dem Rothornsattel. Die Blicke hinab zum kühlen Öschinensee sind bombastisch. Am Rothornsattel kommt gar Dolomitenfeeling auf.


Der anschliessende Hatsch über den Gletscher ist dann nur mehr Makulatur, dennoch sind die beleuchteten Eisberge äusserst faszinierend.



An der Hütte angekommen geniessen wir noch kurz die Aussicht bevor wir uns auf den Weg hinab zum Auto und damit gen kühlen Bier machen. Prost.


Fazit:

Eine grandiose Gratüberschreitung, daran besteht kein Zweifel. Ist man früher im Jahr dran, sind die Schwierigkeiten definitiv geringer. Bei den aktuellen Bedingungen und auch bei unseren Wetterverhältnissen braucht es den ganzen Alpinisten. Mitnehmen tut man so auf jeden Fall mehr für kommende Touren, dennoch wird das nicht jedermanns / -fraus Sache sein. Das wichtigste ist immer, dass man den Humor nicht verliert aber dennoch die richtige Balance aus Spass und richtigem Risikobewusstsein findet.



Route Facts:

2050 hm, 14km, UIAA III


Material:

Petzl Irvis Steigeisen

Petzl Icescrew

Petzl Gully Pickel

La Sportiva Aero Pants

Merino T-Shirt

1 L Flüssigkeit

Salomon X-Alp 23L Rucksack

2 Riegel

30m Seil


565 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Monte Rosa Trek

bottom of page