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M A T T E R H O R N 4478m



Der meistfotografiertes Berg der Welt zieht neben Fotografen auch Alpinisten aus aller Welt an. In den Alpen heisst es mancherorts, als Alpinist sollte man einmal im Leben auf diesem stolzen Berg gestanden haben und für mich war diese Aussage stimmig.

Das Matterhorn beobachte ich nun seit vielen Jahren mit dem Wunsch, eines Tages ganz oben zu stehen. 2016 bin ich das erste mal hinauf zu Hörnlihütte gelaufen, damals im Juni um den Berg aus nächster Nähe zu betrachten. Beim Matterhorn war es mir wichtig, vorsichtig auf Tuchfühlung zu gehen und den Berg mit Respekt zu behandeln. 500+ Todesfälle sprechen eine eindeutige Sprache, doch in Anbetracht des riesigen Andrangs an diesem berg (bis zu 200 Bergsteiger pro Tag in der Saison, pro Saison 2000+ Besteigungen) relativiert sich dann diese Zahl auch wieder. Nichts desto trotz ist und bleibt das Matterhorn ein gefährlicher Berg den man nur mit Vorsicht und guter Vorbereitung angehen sollte. So ist zumindest Meinung, dass dies nicht alle so sehen wurde mir bei der Besteigung klar, doch dazu später mehr.

Getreu meinem Motto, ich will nicht nur die Berge fotografieren sondern auch die Perspektiven von oben festhalten machte ich mich Mitte Juli auf den Weg nach Randa wo Tobias (@alpinefex | YouTube Alpinefex) sein Basecamp für die nächsten 4 Wochen aufgeschlagen hatte. Wir hatten zuvor kurz telefoniert und ob des guten Wetters in den vorausgegangenen Tagen schlug er gleich für Dienstag vor, das Matterhorn in Angriff zu nehmen. Ich würde nach der Blüemlisalptraverse noch einigermaßen akklimatisiert sein und er hatte 2 Tage zuvor das Weisshorn bestiegen. Somit waren die Rahmenbedingungen bereits gut, brauchte nur mehr das Wetter mitspielen. Startpunkt würde Zermatt sein, eine Nacht auf der Hörnlihütte (150CHF!) kam für beide nicht in Frage und die Fitness für 3000hm war bei beiden von uns gegeben. Da die letzte Bahn nach Zermatt unter der Woche um 01:00 Uhr fuhr, würde es wenig Schlaf geben, dafür wollten wir uns an die Fersen der Bergführer hängen um das Problem der Wegfindung zu umgehen.

Nach einer kurzen Nacht wackeln wir um 0:50 Uhr vom Campingplatz Alphubel zur Bahnstation in Täsch. Der Bahnbeamte schaut uns mit hochgezogener Augenbraue an, was wir denn um diese Zeit wollen? Aufs matterhorn entgegnen wir ihm und er wünscht uns, halb lachend einen schönen Tag. Um 1 Uhr nachts aufs „Horu“ höre ich ihn noch im Rücken murmeln als sich die Tür zum Täsch-Zermatt-Shuttle öffnet und wir kurz darauf in der Lounge platz nehmen.

11 Minuten später treten wir in die Bahnhofshalle in Zermatt und am Dorfplatz starten wir unsere Uhren, Zeit für eine kleine Nachtwanderung. Etwas verschlafen passieren wir ein paar Nachtschwärmer, welche sich ob unseres outfits teils ungläubig die Augen reiben.



Wir grüssen freundlich und bald passieren wir die letzte Dorflampe und folgen der Skipiste hinauf zu Furi. Dank bester Wegmarkierung ist der Weg hinauf zur Hörnlihütte ein „No-brainer“ und nach 1,5h erreichen wir den Schwarzsee.



Nun folgen wir dem Weg hinauf zur Hörnlihütte, teils über luftige Metallbrücken und ab 3000m immer mit dem Matterhorn im Blick. Die Ostwandfahne ist bereits im Dunkeln zu erahnen. Sehr früh, denn wir bauchen auf ein Wetterfenster bis 12 Uhr.

Gegen 4 Uhr erreichen wir die Hörnlihütte und müssen feststellen, dass die Seilschaften bereits ausgeflogen sind. War wohl nix mit Wegfindung vereinfachen. Wir montieren rasch unsere Klettergurte und machen uns um 04:15 auf den Weg Richtung Hörnligrat.

Die ersten Fixseile brauchen dann gleich mal etwas krafteinsatz doch die Partie ist kurz und auf Wegspuren folgen schreiten wir Richtung erstes Coulouir. Nach kurzer querung des Coulouirs verlassen wir dieses nach 4 Metern bereits nach links und folgen anschliessend steil, aber gutgriffig den Wegspuren. Bald erreichen wir die nächsten zwei coulouirs, mit etwas Spürsinn und Suchen findet man den weg meist gut und bald erreicht man den Turm auf den Grat mit einem Fixseil installiert.



Nach überklettern desselben folgt der Weg dem Grat und hier leisten wir uns leider einen Verhauer als wir zu lange am Grat bleiben anstelle an einem Punkt nach links in die Ostflanke zu ziehen. Findet man diesen Abzweig ist die Wegfindung mehrheitlich klar, beim Faulen Eck, einem markanten Turm gilt es zielstrebig nach oben zum Turm zu ziehen und dann direkt an der Felswand entlang nach links zu steigen. Schlingen und Eisenstangen bestätigen die richtige Wegfindung. Das Gebiss passieren wir ebenfalls bald und stehen flugs vor der unteren Mosleyplatte. Hier seilen 3 Kollegen aus Osteuropa gerade überaus vorsichtig ab, sie haben offensichtlich auf der Solvay Hütte genächtigt. Es scheint der klassische Weg zu sein, 1 bis 2 Nähte werden fix in dieser Notunterkunft eingeplant. So dauert die Besteigung zwar 3-4 Tage, dafür kostet Sie halt nix, sofern man nicht den Helikopter in Anspruch nehmen muss.



Wir kraxeln an deren Seil vorbei und verziehen uns mal kurz in die Hütte. Die wölken sind wenig erheiternd und die Wetterprognose verheisst nun Niederschlag ab 09:00 Uhr. Es ist halb 7, dennoch reicht ein Blick zu Tobi und der Fall ist klar. Wir machen kehrt. Wenn schon Matterhorn dann auch mit Ausblick. Wir seilen kurz die Mosleyplatte und geniessen die Ruhe an diesem sonst so überlaufenen Berg im Abstieg.


Diesen finden wir problemlos und sehen die Tour als perfekte Vorbereitung für einen weiteren Versuch. Bald erreichen wir die Hörnlihütte und machen uns bald mit Turnschuhen auf den Weg hinab zum Schwarzsee. Hinab genehmigen wir uns eine Gondelfahrt, die Knie werdens einem danken.


Nach einem Restday wollen wir 2 tage später einen erneuten Versuch wagen, jedoch hat es heftig gestürmt am Tag zuvor und als wir gegen 03:00 Uhr am Schwarzsee stehen zeigt mir das Photo, dass es bis auf 3700m hinab geschneit hat. Das zu erwartende Wassereis unterhalb davon lässt uns den Plan verwerfen. Da der erste Zug zurück nach Täsch erst um 06:00 Uhr morgens fährt entschieden wir uns, hinüber zm Klein Matterhorn zu laufen und ein bis zwei Breihorngipfel zu besteigen. Die Stimmung bei Sonnenaufgang ist ein Traum und somit snd wir keinesfalls vergebens um Mitternacht aus dem Bett gekrochen.


Nachdem es erneut Niederschlag gegeben hatte wollten wir für den dritten Anlauf auf Nummer Sicher gehen. Nach dem Niederschlag bestiegen wir zunächst den Alphubel von Täsch aus, der dank des Neuschnees perfekte Verhältnisse an der Eisnase bot. Das Panorama war einmal mehr bombastisch.



Nach einem weiteren Erholungstag war es nun soweit, der 27 Juli versprach stabiles Wetter und nach 3 Tagen Sonnenschein erwarteten wir ideale Verhältnisse. Der Nachtschlaf kam einmal mehr zu kurz, auf dem Campingplatz wütete noch eine Bande Kinder bis sicher halb 9 und machte das Einschlafen schwierig. Dazu kommt eben auch immer diese leichte Anspannung vor solchen Touren, nicht dramatisch, aber Sie ist einfach da. Als der Wecker um 00:10 klingelt bin ich froh, dass es endlich losgeht. Viele Jahre hatte ich diesen Berg im Kopf und von unten betrachtet, endlich war der Tag gekommen, ganz bis oben zu klettern.

Das frühstück fällt spärlich aus und um 00:50 wanken wir zur Bahnstation Täsch. Einmal mehr werden wir vom Ticketkontrolleur mit hochgezogener Augenbraue angeschaut. 15 Minuten Später treten wir auf den Bahnhofsplatz und machen uns erneut auf den Weg Richtung Hörnlihütte. Bejubelt von den Feiernden erreichen wir bald die letzte Strassenlaterne und im Stirnlampenlicht ziehen wir hinauf zum Schwarzsee. Mittlerer Weile schon fast Routine erreichen wir diesen nach 1:30 und folgen gleich dem Weg weiter zur Hörnlihütte. Auf etwa 3000m nehme ich mir kurz zeit für einen Milchstrassenshot, lohnt sich wie sich herausstellt.


Anschliessend erreichen wir wenig später die Hörnlihütte, in der die Matterhornaspiranten gerade das Frühstück geniessen. Tobias schleicht sich in die Hütte um Wasser aufzufüllen während ich draussen die Montur wechsle. Wenig später beginnt das weltbekannte Procedere: Die Türe öffnet sich und dicht hintereinander beginnen die Seilschaften Ihren Aufstieg. Zuvorderst die Zermatter Bergführer, gefolgt von auswärtigen Bergführern und zuletzt dem „Fussvolk“ ohne Führer. Wir lassen die Massen ziehen und ich wärme mich ebenfalls noch kurz in der Hütte auf.

Als wir aufbrechen und kurz darauf die Fixseile erreichen stehen die Menschen dort immer noch Schlange. Fotogen ist die Szene aber nichts desto trotz


Das Warten hat jedoch rasch ein Ende und wir hangeln uns hinter den anderen Seilschaften hinterher. Bis zum ersten Couloir bleiben wir noch hinten dran, anschliessend finden wir rasch Abkürzungen um Seilschaft um Seilschaft zu überholen.


Als wir Richtung „Faules Eck“ schreiten ist die Blaue Stunde im vollen Gange. Der Rückblick hinüber zum Monte Rosa Massiv und dem Gornerglescher ist traumhaft.


100hm unter der Mosleyplatte geht die Sonne auf und taucht den Berg in goldenes Licht. Bei dieser Szenerie stört es auch nicht, dass wir 15 Minuten an der unteren Mosleyplatte warten müssen.


Diese erklimmen wir rasch seilfrei und auch die anschliessende obere Msleyplatte ist Genussklettern an speckigem Fels. Die Wegfindung gestaltet sich nun nicht mehr schwierig, wir folgen stets dem Grat und erreichen, unterbrochen durch eine etwas anstrengendere Fixseilpassage (die auch links umgangen werden kann, II-III) die Höhe von 4150m.


Während wir unsere Steigeisen montieren hallt der Klang des Helikopters in der Ostwand. Etwa 100-150 hm unter der Solvayhütte kreist er lange und scheint menschen zu Bergen. Gemäss Bergführern soll es massiven Steinschlag gegeben haben wie wir später erfahren. Was den Betroffenen passiert ist, wir hoffen jedoch dass die Verletzungen nicht allzu gravierend sind und wünschen eine gute Genesung.

Wir nehmen den Pickel zur Hand und erreichen über Schnee und Fels bald die Schulter und den Beginn der oberen Fixseile. Wieder einmal stehen wir im Stau, doch Wiederrum ist der Umgang miteinander freundlich. Der Tag ist ohnehin zu schön um zu stressen oder einen Streit vom Zaun zu brechen. Wir haben hier unser Seil ausgepackt und bewältigen die Passage am laufenden Seil im Stop and go Stil. Hinter mir folgt eine Seilschaft aus Norwegen, schon verrückt wo die überall herkommen.



Nach der letzten anstrengenden Fixseilstelle folgt nur mehr das Gipfelschneefeld und ich spüre die Emotionen in mir hochkommen. 100 hm trennen mich noch vom Erreichen eines Lebensraumes, den ich doch 4 Jahre mit mir herumgetragen habe und immer auf den richtigen Moment gewartet habe. Es kullert die eine oder andere Träne die Wange hinab während ich mich in bestem Trittschnee das Dach hinaufbewege. Tobias wartet bereits a heiligen St. Bernhard der ob unseres Seils den Kopf in der Schlinge hat. Ich hoffe er beschützt uns dennoch.

Wir fallen einander in die Arme und machen uns dann auf zum Höchsten Punkt auf 4478,6m. Dem schmalen Grat entlang erreichen wir wenig später das Gipfelkreuz am italienischen Gipfel auf 4476m. Zeit die Toblerone auszupacken und das Panorama zu geniessen.


Nach ausgiebiger Gipfelrast mache wir uns auf den Hinabweg, dank perfektem Schnee erreichen wir bald die Fixseile und seilen die ersten beiden Passagen ab. So erreichen wir sicher den Schultergrat und lassen bald den Schnee hinter uns.

Nach erneut kurzer Pause gelangen wir zu den nächsten Fixseilen, welche wir nochmals abseilen und anschliessend zügig das Solvay Biwak. Nach einem letzten abseiler an der unteren Moselyplatte gelangen wir in einer Stunde hinab zu Hörnlihütte. Den Weg kennen wir mittlerer Weile bestens…


An der Hörnlihütte ist mächtig Betrieb an diesem Prachtstag und so ziehen wir uns nur kurz um, legen die Laufschuhe an und machen uns hinab zum Schwarzsee wo die wohlverdiente Fahrt mit der Gondel aufwartet.


Fazit:

Das Matterhorn ist ein Stolzer Berg der neben guter Kondition auch eine gute Alpine Technik und mentale Stärke voraussetzt. Wer mehrheitlich seilfrei bis zum Gipfel kommt und das auf sichere Weise kann diesen berg mit geringem Restrisiko besteigen. Dass bei uns Steinschlag bereits morgens um halb 7 erfolgt ist, zeigt jedoch auch, dass das Restrisiko nicht 0 ist. Die vielen Leute am Berg haben wir weniger schlimm empfunden als erwartet, wohl auch weil alle nett miteinander umgegangen sind. Das kann anders sein. Wichtig ist selbst freundlich zu bleiben und auch Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Voraussetzung ist, dass man auch im steilen gelinde sicher auf Steigeisen und den Füssen steht, denn um Seilschaften passieren zu lassen muss oftmals neben der Spur oder auf glattem Fels gestanden werden. Dies sind jedoch alles dinge, welche man im Vorhinein trainieren kann. Ich habe viele Hochtouren im Vorhinein gemacht und dementsprechend war die Bergtour für mich stressfrei. Auch dies geht nicht allen so. Von den 75 Menschen, welche am Morgen von der Hütte gestartet sind ist sicherlich 1/3 nicht bis auf den Gipfel sondern nur bis zur Solvay Hütte gekommen. Über die Ursachen kann ich nur spekulieren und werde dazu keine Stellung beziehen. Was ich jedoch sagen kann, mich würden 150 Franken für die Hotelübernachtung reuen wenn ich aufgrund schlechter Vorbereitung anschliessend nicht den Gipfel erreiche, doch das ist meine Meinung. Bei guten Verhältnissen benötigt es relativ wenig Material, mit einem 30m Seil sind wir bestens zurecht gekommen und eine Expressschlinge, 2 Bandschlingen und 1-2 Karabiner waren vollkommen ausreichend. Mit 1,5 L Flüssigkeit bin ich halbwegs gut durchgekommen, es gäbe jedoch die Möglichkeit, je nach Schneelage an der Schulter Wasser aufzufüllen wenn der Schnee schmilzt und das Wasser die Platten herabrinnt.

Zu den Zeiten werde ich hier keine Stellung beziehen, da sie keine Relevanz für den Leser haben. Nur so viel, wir haben unsere angepeilte Zeit erreicht. Das wichtigste ist, im Vorhinein eine realistische Touenplanung zu machen, auch dabei zahlen sich vile Touren in ähnlichem Gelände aus, um die persönliche Fitness als auch die einer Seilschaft korrekt einzuschätzen. Man ist immer nur so stark wie das schwächste Glied. In desem Sinne, gute Touren.

Maximilian



Anhang:

Erlebte Skurrilitäten vom Matterhorn:

  • Ein osteuropäischer Alpinist kommt uns unterhalb der Solvayhütte entgegen. Ob er alleine ist fragen wir ihn. Er sagt ja, er war gestern am Gipfel, sein Kollege habe der Hubschrauber geholt, keine Kraft mehr

  • 2 Franzosen hatten das Matterhorn von einem Biwak auf 3100m bestiegen. Von dort zum Gipfel und zurück zur Hörnlihütte benötigten Sie 19 Stunden. Dabei hatten sie bis zu 60!m am Escaper in die Ostwand abgeseilt und ihren Autoschlüssel verloren

  • Wir trafen Alpinisten an, welche gerade bei der Solvayhütte ankamen als wir vom Gipfel zurück kamen. Sie hatten für 700hm6h benötigt.

  • Ein Kollege aus Deutschland hatte an diesem tag seinen kompletten Rucksack fallen gelassen und diesen in der Ostwand versenkt

  • Ein Fernsehteam war ebenfalls am Berg. Die Beiden Bergführer liessen auf Ihrem Weg nach Oben die 7000 CHF teure Kamera die Ostwand hinab fallen.


Route facts:

25km, 2920 hm, UIAA 3, 45 Grad


Video


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